Ob wir wohl nicht laut genug gesungen haben?
Die Vorfreude war sehr gross, denn dieses Jahr sollte es für mich ein besonderer Chalandamarz werden. Es war der letzte in meiner Schulzeit, aber vor allem durfte ich dieses Jahr der Senn sein.
Am Abend vor dem grossen Tag konnte ich kaum einschlafen, denn ich war ziemlich aufgeregt. Nach einer langen und schlaflosen Nacht, ging es dann endlich los.
Frühmorgens um 7.00 Uhr musste ich bereits in der Schule sein, denn der „Figaro“ musste mich noch schminken. Danach trafen dann auch die Kühe, die Pferde und die Hirten ein.
Um 8.00 Uhr machte sich der ganze Umzug voller Schwung und Glockengebimmel auf den Weg in Richtung Dorfende. So zogen die Kühe mit ihren Glocken und die Älteren mit den Zigarillos im Mundwinkel von Haus zu Haus und sangen die bekannten Chalandamarz-Lieder. Danach war mein Auftritt, und ich durfte meine Geissel „klöpfen“. Zwischendurch bekamen wir sogar was zu trinken und zum Essen, damit wir wieder voller Kraft weiterziehen konnten. Die Leute fotografierten uns von allen Seiten und waren begeistert.
Gegen Mittag trafen wir dann alle wieder bei der Schule ein. Die Kleinen durften für eine kurze Pause nach Hause gehen, um sich etwas zu erholen. Die Oberstufe hingegen blieb da und durfte ein feines Mittagessen, welches von den Mädchen zubereitet worden war, geniessen.
Dann ging es aber bald schon wieder los, denn unzählige Eltern, Kinder, Tanten, Grosseltern und Touristen warteten bereits auf unseren Auftritt vor der Sennerei. Da wurde das erste Lied am Nachmittag gesungen. Nun waren auch die ganz Kleinen von der Scoulina dabei. Diese wurden von den Oberstufen-Mädchen in Engadinertrachten mit einem Seil gezogen.
Viele Zuschauer begleiteten den Umzug und bedankten sich mit Süssigkeiten oder Geld bei den Kindern.
Gegen 16.00 Uhr kamen wir dann alle müde, aber glücklich bei der Schule an. Der letzte Zigarillo wurde ausgedrückt und die Süssigkeiten aufgeteilt, bevor sich dann alle zuhause auf den Ballin vorbereiteten.
Plötzlich war dieser langersehnte Tag zu Ende... schade eigentlich. Doch mir wird er für immer in guter und schöner Erinnerung bleiben.
Ach ja, vier Tage nach dem Chalandamarz hat es in Pontresina ca 40 cm Neuschnee gegeben. Ob wir wohl nicht laut genug gesungen haben? Luca, 3. Sek.